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Bergbaugeschichte

 

Der aktive Bergbau im Schauinsland begann vor rund 800 Jahren und dauerte mit Unterbrechungen bis 1954. Mit etwa 100 km Länge verteilt auf 22 Sohlen schuf er das größte Grubengebäude im Schwarzwald und den Vogesen. Abgebaut wurde zuerst silberhaltiger Bleiglanz, ab dem 19. Jahrhundert auch die mengenmäßig dominierende Zinkblende aus bis zu 12 verschiedenen Erzgängen. Gut sind die für den Metallerzbergbau seit dem Hochmittelalter typischen drei Betriebsperioden am Schauinsland zu erkennen. Die endgültige Grubenschließung erfolgte nicht wegen Erschöpfung der Lagerstätte, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. Dadurch verloren etwa 250 Bergleute ihren Arbeitsplatz.

 

Der heutige Breisgau mit dem Zentrum Freiburg, im Rheintal klimatisch begünstigt, war schon immer ein bevorzugtes Siedlungsgebiet verschiedener Kulturen. Archäologische Funde weisen steinzeitliche, keltische, römische und alemannische Siedlungen nach. Für die Vorbergzone z.B. in Badenweiler, Sulzburg, nicht jedoch für das Schauinslandgebiet, ist römischer Bergbau nachgewiesen. Die Rodung der Wälder und langsame Besiedelung der Schwarzwaldberge begann erst vor rund 1.000 Jahren aus den Tälern heraus. Im Mittelalter war dafür der wesentliche Grund die Suche nach Edelmetallen. Silber (Gold wurde in Mitteleuropa kaum gefunden) war im Mittelalter Grundlage des sich entwickelnden Geldwesens und wegen seiner Knappheit begehrt und teuer. Es war durchaus in seiner Kaufkraft dem heutigen Goldpreis vergleichbar.

 

Ausschnitt aus den Glasfenstern im Freiburger Münster, die um 1350 von Bergbautreibenden gestiftet wurden und zu den ältesten Bergbaudarstellungen im deutschen Sprachraum gehören.

 

Über die Anfänge des Bergbaus am Schauinsland um das 13. Jahrhundert ist bisher nicht viel bekannt, denn übertägige Spuren des oberflächennahen Bergbaus aus der Anfangsphase macht die durch Höhenlage und strenge Winter verstärkte Erosion bald unkenntlich. Bereits im 14. Jahrhundert besaß der Bergbau im Schauinsland jedoch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für die Region und war lange Zeit wesentlicher Silberlieferant der Freiburger Münze. Deshalb trafen sich im Juni 1372 einflussreiche Bergwerksbetreiber aus dem Breisgau auf dem Schauinsland bei der Grube Dieselmuth (ungefähr beim Hotel Halde gelegen), um strittige rechtliche Fragen mit Graf Egon IV. von Freiburg zu klären. Das daraus entstandene, bald 750 Jahre alte Dieselmuth-Bergweistum, ist eines der ältesten Bergrechte in deutscher Sprache.

 

Die drei charakteristischen Bergbauperioden am Schauinsland

1. Der mittelalterlicher Bergbau des 13. bis 15. Jahrhunderts galt überwiegend dem Silber. In dieser ersten Periode erreichte der Bergbau am Schauinsland seine größte Blüte. Der anfängliche Bergbau wurde durch den höheren Silbergehalt in den oberflächennahen Bereichen der Erzgänge (Zementationszone) begünstigt. Probleme mit Grubenwässern traten noch kaum auf, und das Gestein war nicht so hart. Mit dem Vordringen in die Tiefe erfolgte gezwungenermaßen der Übergang vom Tagebau zum aufwändigeren Stollen- und Schachtbau.

 

Silberner Rappenpfennig aus Freiburg um 1400 und somit über 600 Jahre alt. Dieser in Freiburg geschlagene silberne Rappenpfennig war als Kleinmünze mit einem stilisierten Raben das Hauptprodukt des mittelalterlichen Bergbaus im Schauinsland (Sammlung Forschergruppe Steiber).

 

Zahlreiche Bergwerke unter verschiedenen Betreibern und in Konkurrenz stehend, beschäftigten damals Hunderte von Bergleuten. Trotz des mühsamen händischen Herausmeißelns der Stollen entstand bereits im Mittelalter ein Stollensystem mit ca. 10 km Länge im Schauinsland. Teilweise wurden die oberen 200 m der Erzgänge abgebaut und fast die 1.000 m Höhenlinie erreicht, auf welcher Ende des 19. Jahrhunderts die Kapplersohle aufgefahren wurde.

 

 

Schlägel und Eisen-Auffahrung mit gestufter Ortsbrust im Gegentrum III-Stollen und nur zentimeterweisem täglichen Vorankommen.

 

2. Beim neuzeitlichen Bergbau des 16. bis 18. Jahrhundert wurde in beträchtlichem Umfang neben dem Silber auch das Blei mitgenutzt, welches im Bauwesen, für Glasuren und militärisch bei den mit Schießpulver betriebenen neuen Kanonen als Kugeln verwendet wurde. Ab etwa 1620 wurde unter Verwendung von Schwarzpulver mit handgebohrten Sprenglöchern untertage gesprengt und damit die Leistungsfähigkeit enorm erhöht.Dieser erste zivile Einsatz von Sprengstoff war ein gewaltiger technischer Fortschritt.

 

Aööerdings verschlechterten sich aufgrund des vollständigen Abbaus der reichen, oberflächennahen Erzgänge und des Verfalls des einst hohen Silberpreises durch die großen Edelmetallmengen aus Mittel- und Südamerika die wirtschaftlichen Bedingungen für den Bergbau am Schauinsland. Für andere Bergbaureviere im Schwarzwald war damals wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit bereits das Ende gekommen. Im Schauinsland konnte jedoch aufgrund seines Erzpotenzials mit geringeren Erträgen weiter abgebaut werden.

 

 

Handgeschlagene Bohrlochreste im Gegentrum III-Stollen, Zeitaufwand je nach Gestein bis zu einigen Stunden.

 

3. Der moderne Bergbau ab Ende des 19. Jahrhunderts nutzte erstmalig alle drei in der Lagerstätte vorkommenden Metalle Silber, Blei und Zink. Zink ist ein Metall, welches erst durch die Industrialisierung nachgefragt wurde. Aus Kupfer und Zink entsteht Messing, heute der Kontaktwerkstoff der Elektrotechnik.

 

1889 begann mit der Auffahrung des Kappler-Stollens durch die Gewerkschaft Schwarzwälder Erzbergwerke/Köln eine neue Epoche am Schauinsland. Unter dieser Bergbaugesellschaft wurden alle Aktivitäten am Schauinsland zusammen gefasst, eine nassmechanische Aufbereitung zur Trennung der Erze vom tauben Gestein am Ausgang des Kapplertals errichtet und diese mit einer 5,3 km langen Materialseilbahn an die Grube angebunden. Durch Wasserkraft des Reichenbachs angetriebene Kompressoren erzeugten Druckluft zum Antrieb der Bohrhämmer und gesprengt wurde mit Dynamit, einem modernen, sehr leistungsfähigen Sprengstoff.

 

Nach zwei Gesellschaftswechseln und 5 jähriger Betriebsunterbrechung übernahm 1935 die Stolberger Zink AG/Aachen als letzte aktive Bergbaugesellschaft den Grubenbetrieb am Schauinsland und modernisierte ihn nachhaltig. Wesentliche Neuerung war der Umbau der Aufbereitung in eine Flotation. Somit wurde nicht mehr nach Dichteunterschieden selektiert, sondern nach verschiedenen Oberflächenbenetzbarkeiten, einem viel trennschärferen Verfahren. Damit stand erstmalig ein der Lagerstätte angemessenes Aufbereitungsverfahren zur Verfügung.

 

Der Tiefbau erreichte 1952 mit der 9. Sohle auf +358 m Höhe über NN den tiefsten Punkt der Grube Schauinsland und damit einen Teufenaufschluss von 900 m. Die Ergebnisse enttäuschten jedoch. Die Verschlechterung der Erzgänge zur Teufe, deutlich gestiegene Lohnkosten und eine langanhaltende Baisse an den Metallmärkten machten die Grubenschließung zum 31. Oktober 1954 unvermeidlich. Da zukünftige Bergbauaktivitäten im Schauinsland ausgeschlossen wurden, erfolgte eine vollständige Demontage aller unter- und übertägigen Einrichtungen einschließlich der Aufbereitung. Nur das Wasserkraftwerk an der Brugga im Oberrieder Tal (insgesamt 620 kW) lieferte nun seinen Strom in das öffentliche Netz und wurde 1969 an einen privaten Betreiber verkauft.

 


Aktuelle Aufnahme des früheren Grubenkraftwerks im Oberrieder Tal – das sichtbare Bauwerk ist heute funktionslos, da inzwischen ein GFK-Rohr von 90 cm Durchmesser im Boden verlegt ist.

 

Inneneinrichtung des früheren Grubenkraftwerks in Oberried: Die dreiteilige Instrumententafel aus Marmor mit den Bergbausymbolen „Schlägel & Eisen“ und „Glück auf“ ist etwas Besonderes. Eigene Grubenkraftwerke waren selten. Dieses verhinderte zum Ende des II. Weltkriegs ein Absaufen der Tiefbaue unter der Leopoldsohle und speist heute seinen Strom von max. 620 kW aus zwei Gefällestufen und vier Generatoren in das öffentliche Netz ein.

 

1970 kaufte die damals selbstständige Gemeinde Kappel das Bergwerkseigentum von der Stolberger Zink AG, welches mit der Eingemeindung 1974 zur Stadt Freiburg kam. Für das Museums-Bergwerk Schauinsland hat die Forschergruppe Steiber einen Gestattungsvertrag mit der Stadt Freiburg bis 2049.

 

 

FGS 02/2023